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14. Juli 2012

Kreditvergabe von Privat zu Privat (CrowdLending)

von ebit4u
www.smava.de

smava

Microsoft-Gründer Bill Gates war einer der ersten, die sich eine Welt ohne Finanzinstitute vorstellen konnte. Vor etwa 15 Jahren provozierte Gates die gesamte Branche mit den Worten: „Wir brauchen Banking, keine Banken.“ Vielerorts wurde damals diese Aussage belächelt.

Und das war vor der Bankenkrise der letzten Jahre und bevor sich das Internet zu dem Marktplatz entwickelte, der er heute ist.

Inzwischen entstehen im Internet immer mehr Plattformen,  auf denen  Privatpersonen als Kreditgeber Geld an andere Personen, Gründer oder auch Unternehmen  verleihen und die somit eine Grundfunktion der Banken übernehmen.

Die erste bekannte Plattform dieser Art stammt aus Großbritannien, sie wurde 2005 gegründet und heißt Zopa. In den USA sind über die weltweit größte Seite prosper.com inzwischen mehr als 280 Millionen Dollar verliehen worden, der Kredit-Marktplatz hat mehr als eine Million Mitglieder. Es gibt eigene Analyseseiten wie ericscc.com oder lendstats.com, die Prosper-Statistiken auswerten und nach den besten Anlagestrategien suchen. In Deutschland heißen die Online-Kreditnetze Auxmoney oder Smava. Der Marktführer Smava meldete kürzlich zu seinem fünfjährigen Bestehen  Wachstumsraten von mehr als 100 Prozent jährlich und kommt insgesamt auf ein Kreditvolumen von 65 Millionen Euro.

Das Prinzip ist bei allen gleich: Der Kreditnehmer stellt sein Projekt vor und sagt, wofür er das Geld braucht. Der Kreditgeber kann sich dann entscheiden, ob er die Wohnungsumbau, den Garagenanbau oder die Geschäftsidee des Kreditnehmers finanzieren will.

Die Kreditnehmer werden in Klassen eingeteilt, bei Smava reichen sie von A bis H, von sehr kreditwürdig bis nicht ganz so sehr. Ermittelt wird das mithilfe der Auskunftei Schufa. Grundvoraussetzung ist ein Monatseinkommen von mindestens 1.000 Euro. Bei Kreditnehmern der Klasse A liegt die Wahrscheinlichkeit, dass sie das Geld nicht zurückzahlen, bei 1,38 Prozent, bei H sind es 15,02 Prozent. Je höher das Ausfallrisiko, desto höher die Zinsen. Bis zu 50.000 Euro können Menschen sich bei Smava leihen.

»Ich vertraue den Banken nicht«, sagt Catherine le Corre (eine Kreditnehmerin, die ihr Cafe über Smava finanziert hat) , 47 Jahre, die in Paris geboren wurde, im Baskenland aufgewachsen ist und zwei erwachsene Kinder hat. »Mir schien das ein interessanter Gedanke, dass man nicht einer Großbank das Geld gibt, ohne Einfluss darauf zu haben: Was macht die damit?«, sagt Hans-Peter Lehmann  (ein Kreditgeber auf der  Smava Plattform) aus Berlin, 55 Jahre, Sachgebietsleiter in der landeskirchlichen Grundstücksverwaltung.

Smava erhebt eine Vermittlungsgebühr. Bei einer Laufzeit von 36 Monaten liegt sie bei 2,5 Prozent. Diese 2,5 Prozent werden vom geliehenen Betrag gleich abgezogen und einbehalten.

Zusammengefasst nehmen  damit die Plattform-Betreiber geringere Gebühren als Banken. Kreditnehmer erhalten günstiger Geld. Kreditgeber bekommen höhere Zinsen, als sie bei Banken für ihre Einlagen erhalten.

Finmar eine weitere  CrowdLending Plattform will sich auf den Nischenmarkt Crowd to Business Lending konzentrieren. Unternehmer und Selbstständige mit einem Finanzierungsbedarf von unter €25.000 stellen sich auf der Plattform vor: das Unternehmen, das Investitionsprojekt und vor allem sich selbst als Unternehmerperson. Mit Social Media Marketing machen die Unternehmen ihr Projekt bekannt, wird die benötigte Summe erreicht, so kommt es zum Kreditvertrag.

In Bälde wird nun wohl auch ein Sekundärmarkt für Crowd-Investments entstehen müssen. Forderungen aus Crowd-Krediten werden handelbar sein müssen: Bei mehrjährigen Laufzeiten ändern sich Interessen, Geschäftsmodelle und auch der Liquiditätsbedarf von Kreditgebern als auch Kreditnehmern.

Eine weiteres sehr interessantes Phänomen des Crowdsourcings.