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20. August 2013

Lesetipp: Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie

von ebit4u

Ich kenne Ansgar Warner schon seit einigen Jahren von seinem Blog e-book-news.de. 

Krautfunding

Krautfunding

Seine Artikel sind immer gut recherchiert und obwohl er so ein exakter Mensch im Denken und Schreiben ist (seine Artikel haben NIE auch nur einen einzigen Rechtschreibfehler) ist er ein weltoffener Vordenker seiner Branche. Ansgar Warner ist Journalist, Kultur- und Literaturwissenschaftler und  – wie ich jetzt festgestellt habe- schreibt er auch gute Bücher.

Die erste Version des Buches Krautfunding Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie entstand bereits 2011, jetzt liegt die 3. überarbeitete und erweiterte Auflage datiert mit März 2013 vor. Dank der Tatsache, dass Ansgar Warner bzw. sein Unternehmen das Medienbüro Mitte, Berlin das Buch als Self-Publisher herausgibt, ist der Preis der Kindle Edition von € 2,99 auch mehr als human und ein wahres Schnäppchen.

Als Autor und Journalist, vertritt Ansgar Warner eine Branche, die ganz besonders betroffen ist von den Entwicklungen der digitalen Netzwerkökonomie und sich mit Themen wie Digital Rights Management, illegale Verbreitung von digitalem Content usw. auseinandersetzen muß. In dem Buch Krautfunding versucht er nun vor allem für seine Branche darauf einzugehen inwieweit der Gedanke des CrowdFundings eine Lösung für die offensichtlichen Probleme bieten kann und welche Lösungsansätze  (Kulturflatrate) sich daraus ergeben könnten.

Er entwickelt in seinem Buch fünf Thesen für das CrowdFunding in Deutschland:

°CrowdFunding ändert die Spielregeln der digitalen Ökonomie radikal

Ansgar Warner geht davon aus, dass das Fundraising-Prinzip als neues Paradigma  Motivationen und Verhaltensweisen der Marktteilnehmer massiv ändern wird: “ Der Anbieter wirbt nicht mehr für den Kauf eines Produktes, sondern für die freiwillige Unterstützung bei der Realisierung (Pre-Order-Modelle).  Geschäftsmodelle sind nicht mehr von der Zahl anonymer Konsumenten abhängig, sondern von der Zahl der Prosumenten, die sich aktiv für eine Sache einsetzen – sowohl durch Spenden wie auch durch virtuelle „Mund – zu Mund Propaganda“ in ihren sozialen Netzwerken“.

°Crowdfunding ist das erste funktionierende Vertriebsmodell, mit dem sich das Potential digitaler Güter voll ausschöpfen lässt.

Je größer die Crowd, und je besser ihre Vernetzung, desto größer sind die Erfolgschancen für neue Produkte. Die Distributionsmaschine Internet ermöglicht maximale Reichweite bei minimalem Kostenaufwand. Durch die Entkoppelung von Nutzung und Bezahlung ist sogar der vollkommene Verzicht auf Kopierschutz und DRM möglich, was für die Anwender zudem maximale Usability garantiert.

°Crowdfunding verstärkt den Trend in Richtung Direkt Publishing:

Die Mikropatronage des 21. Jahrhunderts lebt gerade von der „persönlichen“ Beziehung zwischen mäzenatischem User und dem via Web 2.0 aus der virtuellen Nähe erlebbaren Künstler. Durch die aktive Einbeziehung der potentiellen Nutzer bereits vor der Entwicklung von Produkten bietet CrowdFunding jedoch auch für Unternehmen neue Möglichkeiten der Marktforschung & Vermarktung.

°CrowdFunding ist die intelligentere Variante der Kulturflatrate.

Schon jetzt funktionieren CrowdFunding-Geschäftsmodelle besonders gut in Verbindung mit nicht exklusiven Lizenzen wie etwa Creative Commons. Die „Befreiung“ von Werken, d.h. der zu erwartende Nutzen für die Allgemeinheit, ist für Crowdfunder ein besonders wirksames Incentive.

°Mit dem Start von deutschen Micropayment-Lösungen und Projektplattformen wird CrowdFunding zum Krautfunding

Gesellschaftliche Anknüpfungspunkte für die Verankerung in unserer lokalen Netzkultur bieten neben der allgemeinen Rückbesinnung auf die Bedeutung öffentlicher Güter das weit verbreitete Genossenschaftswesen und die Tradition der Selbsthilfe.  Krautfunding bildet die digitalen Entsprechung zu analogen Tendenzen wie Rekommunalsierung und der Renessance des Genossenschaftsgedankens. Die solidarische Ökonomie im Web 2.0 ist ein zentraler Bereich für das bürgerschaftliche Engagement der Zukunft.

Im Zuge der Aufarbeitung obiger Thesen geht Ansgar Warner auf die Historie des CrowdFundings ein, ebenso wie auf kritische Erfolgsfaktoren. Er beschreibt Besonderheiten der einzelnen Plattformen und diskutiert einzelne Projekte (speziell wieder aus dem Kulturbereich). Insgesamt ist es ein Plädoyer für den Gedanken des crowdFundings, ob jetzt in der Form der social payments „Flattr“ oder „Kachingle“ oder in der von ihm angedachten „Kulturflatrate“.

Das Buch ist sehr gut geschrieben, es vermittelt einerseits Basiswissen zum Thema CrowdFunding, stellt aber auch Überlegungen zu künftigen Erlösmodellen für digitalen Inhalte an. Ich empfehle die Lektüre uneingeschränkt.

Einzig mit dem Begriff des „Krautfundings“ kann ich mich nicht anfreuden – auch wenn Ansgar Warner eine schöne Erklärung des Begriffs im Buch abgibt.